Die Sage über die Geister im Henneloch
Vor über 200 Jahren trug sich folgende Geschichte zu:
Ein Holzhändler kam zurück aus dem Kinzigtal, er war unterwegs mit der Postkutsche, die in Gengenbach den Endpunkt hatte. Der Holzhändler wollte auf dem kürzesten Weg nach Hause zu seiner Familie in das Renchtal nach Oberkirch zurück.
Er trug einen breitkrempigen Hut, war von stattlicher Gestalt und über dem langen dunklen Mantel trug er einen Rucksack mit seinen Geschäftserlösen. Sein Wanderstock sollte ihm in der Not auch bei Überfällen helfen.
In Ohlsbach fragte er nach dem schnellstmöglichen Weg in seine Heimatstadt Oberkirch.
„Er solle immer am Bach entlang nach Hinterohlsbach über das Brandeck- Lindle wandern, von dort führe der Weg über Durbach- Bottenau nach Oberkirch“
Mit kraftvollen Schritten machte er sich auf den Weg. Als er bei der Sägemühle im Hinterdorf vorbei kam, dunkelte es bereits. Der Weg führte weiter durch ein kleines Wäldchen (beim heutigen Meisengrund) und plötzlich erhellten grelle Blitze das Dunkel der Nacht, grollende Donner hallten durch das Tal, und ein heftiger Regen mit Hagel und Sturm setzte ein. In kurzer Zeit schwoll der Talbach zu einem rauschenden Wildbach an und überflutete zum Teil den Weg. Er hatte Mühe den Weg zu finden, und war erleichtert, ein Licht in der Dunkelheit zu erkennen.
Beim Näherkommen stellte er fest, dass das Licht von einem der Bauernhöfe kam. Er klopfte an die Haustür und bat um Einlass, um das schwere Unwetter abzuwarten. Der Bauer führte ihn in die Stube und bot ihm einen Krug Most an. Er fragte ihn nach dem woher und wohin und erfuhr von den guten Geschäften und Erträgen des Holzhändlers.
Auch der Bauer erzählte dem Holzhändler von seinem Leben. Sein Hof brachte wenig Gewinn, er hatte Schulden und seine Frau hatte ihm keine Nachkommen geschenkt. Deshalb plante er, den Hof einer Bauernfamilie zu übergeben, welche ihm und seiner Frau dafür eine Rente auf Lebenszeit sichern sollte.
Als er von den guten Einnahmen des Holzhändlers hörte, forderte der Bauer seine Frau auf ein Vesper mit reichlich Speck, Wurst, Brot und Schnaps aufzutischen.
Der Holzhändler langte gut zu, trank reichlich Most und Schnaps und wurde immer müder. Ermattet setzte er sich auf die Ofenbank, seine Augen wurden immer schwerer, und er nickte schließlich ein.
Sein Rucksack stand neben ihm, und der Bauer war neugierig, öffnete ihn und seine Augen quollen über vor Staunen über so viel Geld.
Als am anderen Morgen die Sonne über dem Hinterohlsbachtal aufging, gab es von dem Holzhändler keine Spur mehr.
Der Bauer besprach sich mit seiner Frau, was sie mit dem vielen Geld machen könnten. Zunächst beglich er seine Schulden. Danach lud er seine Nachbarn zu einem großen Fest ein. Mit dabei war auch sein Nachfolgebauer mit Familie. Diesem nahm er das Versprechen ab, nach seinem Tode eine Kapelle neben dem Hof zu errichten.
Er wollte sicher gehen, dass man für sein Seelenheil beten würde, weil er bereits ein schlechtes Gewissen verspürte.
Nach vielen, vielen Jahren, der Altbauer war bereits verstorben renovierte der Nachfolger seinen Hof.
Bei Grabarbeiten machte er einen schaurigen Fund. Er entdeckte im Kellerboden vergraben ein Skelett.
Nach dem Schock des Fundes, reimte er sich zusammen, dass dieses Skelett der Holzhändler aus dem Renchtal sein musste, da dieser vor vielen Jahren spurlos verschwunden war.
Nun war ihm klar, warum der Altbauer auf den Bau der Kapelle bestanden hatte. Die Gebete in der Kapelle sollten seine Seele retten, doch diese irrt noch heute ruhelos um die Brandeck.
Bis in die heutige Zeit aber weilt der gute Geist des Holzhändlers im Henneloch, beschützt die Holzfäller und Waldarbeiter und führt die Wanderer auf den richtigen Weg.